25.5. – 10.8.2014
A Place Like This
Klöntal Triennale 2014
Das Klöntal – oberhalb von Glarus gelegen – steht seit Mitte des 17. Jahrhunderts stets erneut im Fokus der Kunst: Fernab vom Massentourismus nährt das Tal mit seiner intakten Landschaft bis heute Vorstellungen einer idealen Utopie. Das faszinierte Künstlerinnen und Künstler seit jeher. A Place Like This nimmt diesen Faden auf und zeigt gegen 23 internationale Positionen an ausgewählten Orten im Klöntal sowie im Kunsthaus Glarus. Die mehrheitlich eigens für den Ort neugeschaffenen Werke nehmen unmittelbaren Bezug auf die reichhaltige künstlerische Tradition des Klöntals, und die zeitgenössischen Kunstschaffenden sind eingeladen, sich auf den Ort und sein Erbe, die Landschaft und die Natur ein-zulassen, aus gegenwärtiger Sicht zu aktivieren und die historischen Topoi zu hinterfragen.
Dabei können sie aus dem Vollen schöpfen, dokumentierten doch bereits der Zürcher Maler Conrad Meyer gemeinsam mit seinem holländischen Kollegen Jan Hackaert um 1655 das Tal, die Berge und den See, und auch im 18. Jahrhundert war das Klöntal wegen seiner Abgeschiedenheit ein Geheimtipp. So war es den englischen Malern Zwischenstation auf ihren Grand Touren durch die Schweizer Alpen und als sich Mitte des 19. Jahrhunderts die Landschaftsmalerei in Europa und die schweizerische Alpenthematik vollends entfalteten, wurde das Klöntal endgültig zu einem beliebten Treffpunkt für Künstler und Naturverbundene, darunter etwa Rudolf Koller oder Johann Gottfried Steffan, die im Sommer 1856 eine Künstlerkolonie im malerischen Ahornhain in der Richisau bildeten. Und 1881 sinnierte Gottfried Keller im Klöntal über «die wahre ideale Reallandschaft oder die reale Ideallandschaft» – realer Ort und ideale Utopie standen schon damals im Wettstreit.
Bis heute riss dieser Faden nie, das Klöntal konnte sich ein Stück Utopie erhalten, es blieb Ort des Rückzugs und der Konzentration, wo man der Hektik des Stadtlebens entfliehen und sich in beschaulicher Zurückgezogenheit in Einklang mit der Natur einem alternativen Lebensentwurf widmen konnte. In den vergangenen zwanzig Jahren entstanden im Klöntal Projekte von Carl Andre, Balthasar Burkhard, Richard Long, Roman Signer, Fischli/Weiss, Christoph Büchel und vielen mehr.
Angesichts dieser illustren Vergangenheit drängt es sich geradezu auf, dieses Tal nun erstmals mit einer kuratierten Sommerausstellung zu bespielen, damit diese künstlerisch fruchtbare Geschichte fortgeschrieben werden kann. Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler beschäftigen sich alle in unterschiedlichster Weise mit Themen und Motiven, welche im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte im Klöntal eine künstlerische Tradition formten und verschränken diese mit aktuellen Perspektiven – ist doch die Beschäftigung mit entlegenen Orten, mit der Natur und mit dem Gemeinschaftlichen als Alternative oder Ergänzung zum urbanen Alltag oder gar zum überreizten Kunstbetrieb gerade heute wieder äusserst aktuell.
Es ist Ausgangspunkt für künstlerische Gesten und Kommentare und es gibt auch heute vielfache Versuche – wie beispielsweise in Künstlerkolonien früherer Jahrhunderte in Barbizon, Worpswede oder auf dem Monte Verità erprobt – der Kontrolle, den Zwängen und der städtischen Ruhelosigkeit zu entfliehen. So findet man denn auch in den Werken, die an der Klöntal Triennale 2014 vertreten sind, mehrere Arbeiten, die sich mit Themen des gesellschaftlichen Ausstiegs oder gar des Ausstiegs aus dem Kunstbetrieb beschäftigen wie auch solche, die das Konzept von Künstler-Communities aufnehmen und fortführen. Auch der einstige Gedanke des Gesamtkunstwerkes wird in die heutige Zeit adaptiert: Thematische Felder wie Körperkultur, Tanz und Kleidung finden hier ebenso Eingang wie Naturverbundenheit, alternativer Lebensentwurf, Esoterik und Kräuterwissen. Mit Werken von Johann Gottfried Steffan, Rudolf Koller und Otto Meyer-Amden wird die Schau im Kunsthaus Glarus mit prominenten historischen Positionen abgerundet und mit der künstlerischen Tradition des Klöntals sowie dem nahegelegenen Amden verklammert.
Das Projekt wird co-kuratiert von Alexandra Blättler und Sabine Rusterholz Petko.