09.09.–18.11.2007

Peter Piller Ästhetik und Langeweile

Seit 1998 sammelt Peter Piller (*1968, lebt und arbeitet in Leipzig) Bilder aus deutschen Regionalzeitungen, die er nach bestimmten Kriterien in Motivgruppen kategorisiert, systematisiert und archiviert. Das «Archiv Peter Piller» beinhaltet neben den Bildern aus der lokalen Tagespresse, die darin den Hauptteil ausmachen, beispielsweise auch Luftaufnahmen von Einfamilienhäusern aus einem Firmennachlass, Bilder aus dem Internet, Postkarten sowie eigene Fotos. Ausgangspunkt für dieses Archiv, das heute um die 7000 Abbildungen umfasst und in rund 80 Sammelgebiete geordnet ist, war Peter Pillers Suche nach dem Foto, das so unspektakulär, so gewöhnlich ist, dass man darauf nicht mehr sehen kann, worum es eigentlich geht; ein Bild, das so beiläufig, ja absichtslos wirkt, dass es nichts mehr aussagt und somit für jede Bedeutung offen ist. Indem Peter Piller diese für einen Tag gemachten Fotos aus der Lokalpresse aus ihrem jeweiligen Textzusammenhang herauslöst, werden diese vollkommen unrepräsentativ und entziehen sich einer unmittelbaren Entschlüsselung. Dies ermöglicht ihm, durch sorgfältiges Sortieren und Inventarisieren sowie durch die neue Gruppierung und Anordnung des heimatlos gewordenen Materials, Werte- und Bedeutungsverschiebungen zu produzieren und auf diese Weise zu neuen Formen von Erzählstrukturen zu gelangen. So erzeugen seine von ihm geschaffenen Motivketten, die er beispielsweise mit «Auto berühren», «in Löcher blicken» oder «schiessende Mädchen» betitelt, eine höchst eigenwillige und amüsante Ikonografie.

KUNSTHAUSGLARUS signum SMALL 11 12 10 9 8 7 6 5 4 31 2 1