5.9. – 21.11.2010
Falke Pisano & Ana Roldan Dynamo
Ana Roldan (*1977 Mexico City, lebt und arbeitet in Zürich) und Falke Pisano (*1978, lebt und arbeitet in Berlin) zeigen ein von den beiden Künstlerinnen gemeinsam konzipiertes Werk, eine dreiteilige Stoffarbeit, welche mit je einer eigenen Zeichnung bedruckt ist. Ursprünglich waren die Stoffe am Boden ausgelegt und dienten als Spielflächen für Objekte, die ihren Ursprung in früheren Ausstellungen und Installationen der Künstlerinnen haben. Diese mit Geschichte und Bedeutung behafteten Objekte von Pisano & Roldan treten auf der Spielfläche in eine Beziehung miteinander und bilden einen neuen Interpretationszusammenhang. In einer Anleitung beschreiben die Künstlerinnen für die drei Spielflächen insgesamt sechzehn Positionen, die in vergangenen Ausstellungen während der Ausstellungsdauer durchgespielt wurden. In Glarus wird nun eine neue Version der Arbeit gezeigt, in der diese Choreografie nur noch beschrieben, aber nicht mehr umgesetzt wird. Die Bewegungen der Objekte im Raum finden nur noch in der Imagination des Betrachtenden statt. Das Verhältnis zwischen Anleitung und Realisierung wird so zu einem offenen Prozess, an dem auch der Betrachter seinen Anteil leistet. Neben Dynamo zeigen Pisano und Roldan je eine frühere Arbeit, aus deren Grundlagen das Kooperationsprojekt entstanden ist. So verlagert sich der Fokus der Präsentation in Glarus auch hin zu Dokumentation und Entstehungsgeschichte, im Gegensatz zum ursprünglichen Display mit aktiv performativem Charakter. Roldan studierte Sprachwissenschaften und Geschichte, bevor sie sich der bildenden Kunst zuwandte. Ihre Arbeiten, die oftmals Zeichensysteme entwerfen, die durch kulturelle Codes geprägt sind, fordern das Publikum stets zur Interaktion. Nur durch die Beziehung zu ihnen und durch die gedankliche Teilnahme wird das Werk vollendet. Dies zeigt sich auch in The Play: One self act, the battle after the goal (2006), wo wiederum eine Anleitung für ein absurdes Spiel vorliegt, das den Betrachtenden zur Teilnahme auffordert. Die Arbeiten der niederländischen Künstlerin Pisano entstehen aus einem Interesse an den Möglichkeiten von Sprache bei der Analyse von Kunstwerken. Ihr Hauptfokus gilt den Bedingungen und Wirkmechanismen von modernistischen Skulpturen aber auch dem Thema der Abstraktion an sich. In Videos und Vortrag-Performances versucht sie, das Wesen skulpturaler Objekte mit den Mitteln der Sprache und Textkonstruktionen herauszuarbeiten. Pisano begibt sich somit in den Zwischenraum von Künstler und Betrachter, Produktion und Rezeption. In ihren Arbeiten wird so der Wahrnehmungsprozess selbst erfahrbar und ihr persönlicher Kommentar verändert das Sehen. In ihrer Zwei-Kanal-Videoarbeit Chillida (Forms and Feelings, 2006) nähert sich Pisano betrachtend und erzählend einem Buch mit Fotografien von Skulpturen des Bildhauers Edoardo Chillida.