8.2. – 3.5.2015

Fit for Purpose

Ruth Buchanan, Adam Cruces, Gina Folly, Karin Hueber, Marlie Mul, Simon Dybbroe Møller, Magali Reus, Valentina Stieger, Haegue Yang

Design avanciert mehr und mehr zur Schlüsseldisziplin der zeitgenössischen Kultur. Perfekte, computergenerierte und oft entpersonalisierte Oberflächen bestimmen die Wahrnehmung praktisch aller Lebensbereiche. Mit dem Design von Bildschirminhalten, Konsumgütern und Lebensräumen wächst ein ästhetischer High-Tech-Kosmos, der alle Bereiche des Lebens umfasst. Fit for Purpose bezieht sich dabei auf die nüchterne Zweckmässigkeit des heutigen Designs, das auf dem Erbe der Moderne und dem Bauhaus beruht und das mit teils fast schon asketischem Anstrich Wellness und Kraft vermitteln will. Ganz in der Manier der oftmals versehentlich als Zitat von Marshall Mc Luhan zugeordneten Diagnose «We shape our tools and thereafter our tools shape us» formen die Hochglanz-Habitate der Unternehmensarchitektur erfolgreiche, leistungs- und konsumorientierte BenutzerInnen. Und auch im privaten Umfeld gehört dieselbe Art von Design heute zum Standard. Künstlerinnen und Künstler beschäftigen sich in letzter Zeit vermehrt mit diesen Oberflächenphänomenen. Sie verwenden diese Ästhetik als Grundlage ihrer Arbeiten, spielen im Kontrast dazu auch mit der Materialästhetik von Gefundenem und Weggeworfenem. Ausgehend vom Designerbe der Moderne stellen sie Fragen nach dem Verhältnis der gestalterischen Normen öffentlicher und privater Räume und nach möglichen Zwischenräumen. Wie bewegen wir uns durch solche Räume, was beeinflusst unsere Wahrnehmung darin, welche Assoziationen gehen von den Oberflächen, Formen und Materialien aus?

Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler – meist aus der Generation der Digital Natives, geschult in neuen Informationstechnologien und fliessend in der Sprache der Corporate Communication - stellen den orchestrierten öffentlichen und privaten Raum- und Produktgestaltungen augenzwinkernde Alternativen entgegen. Sie spiegeln heutige Schaffens-, Produktions- und Verwertungsbedingungen der Konsumkultur, deuten kulturelle Phänomene um, manipulieren glattes Alltagsdesign mit formalen Übertreibungen oder Verzerrungen, kommentieren die Konventionen des Benutzens und Betrachtens kritisch oder wertneutral oder laden sie mit Persönlichem, Anekdotischem oder Körperhaftem auf.

Im Anschluss an eine lange Tradition von Künstlerinnen und Künstlern, die in ihren Arbeiten das Verhältnis von Alltag, Design und Kunst ausloten und dabei Materialien und Baustoffe verwenden und verfremden, werden heute die Möglichkeiten von High Tech, Industrie wie auch diejenigen des Handwerks gleichermassen ausgelotet. Seit der Arts & Crafts-Bewegung Ende 19. Jahrhundert, die den Ursprung des Designs als nostalgische Anti-Haltung zur industriellen Produktion markierte, der Pop Art, die die Verführungsstrategien der Konsumkultur in den 1950ern in die Kunst aufnahm und der Minimal Art, die während der 1960er die Nähe zu industriellen Herstellungsprozessen und dessen Formenvokabular suchte, und in dieser Weise den Kanon der Werkstoffe um neue Materialien erweiterte, haben sich die Konstellationen zwischen Kunst und Design mehrmals verändert und sind heute gar zu einer Disziplin mit verzweigtem Diskurs geworden.

(Unterstützung)

Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht; Foto: Gunnar Meier
Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht; Foto: Gunnar Meier
KHGlarus 2015 02 17 004 canonical low res
Haegue Yang,
KHGlarus 2015 02 17 010 canonical
Magali Reus,
KUNSTHAUSGLARUS signum SMALL 14 13 11 12 10 9 8 7 6 5 4 31 2 1