9.7. – 19.11.2023
Flora Klein
Heat
Flora Kleins abstrakte Malereien entstehen ohne konzeptuelle Vorlagen oder direkte formale Referenzen. Durch eine über die letzten Jahre hinweg entwickelte Praxis geht Klein nach eigenständigen malerischen Kriterien vor, die ihr Interesse am Bildraum, seinen Regionen und dem Verhältnis von Farbe, Bewegung und Fläche folgen und diese stetig weiterentwickeln. Kleins Gemälde sind lebendig und vielschichtig. In einigen Fällen sind wiederkehrende Muster abgerundeter, länglicher Formen in Farbe erkennbar. Obwohl die Idee eines Musters Wiederholung und ein bestimmtes System impliziert, gibt es in diesen Werken keinen Versuch einer Ordnung, sondern eher das Gefühl, dass der Impuls für die Komposition wohl die Intuition ist. Diese Intuition ist jedoch nicht wahllos, sie ist mit Prozess und Entscheidung kombiniert. Kleins Werk ist in spezifischen Werkphasen lesbar, die von jeweils ausgesuchten formalen und malerischen Gesten bestimmt sind.
Flora Kleins Praxis entsteht aus einer Spannung zwischen hartnäckigem Fokus und Offenheit, zwischen intuitiver Handlung und selbstkritischem Blick. Diese jeweils gegensätzlichen Haltungen scheinen jedoch der treibende Motor für die Werkserien und ermöglichen eine eigenständige Autorschaft. Es ist für junge Künstler:innen heute nicht einfach, die Abstraktion im zeitgenössischen Kunstsystem zu behaupten. Denn die Abstraktion ist in gewisser Weise bezüglich ihrer Aufgabe, ihrer Beschreibung und ihrem Platz innerhalb des aktuellen Diskurses nicht wirklich abgesichert oder speziell diskutiert. Auch die Übertragung von Abstraktion in Sprache gestaltet sich meist schwerfällig, denn die direkteste Art, ein Gemälde einfach anzuschauen, ist für viele auch gleichzeitig die schwierigste. Dies gilt insbesondere für die abstrakte Malerei, bei der eine Diskursfähigkeit oder Relevanz in der materiellen Welt zu verschiedenen Zeitpunkten der Kunstgeschichte in unterschiedlichem Masse immer schon heikel war.
In der Ausstellung Heat werden ausgewählte Werke aus unterschiedlichen Werkphasen erstmals gemeinsam und in zwei Ausstellungsräumen zu sehen sein. In einer stringenten Anordnung werden die einzelnen Gemälde aus ihren bisherigen Werkgruppen herausgelöst und stellen ihre Bildsprache, sowie die Energie, die in den neu strukturierten Zwischenräumen entsteht, zur Disposition. Das Kunsthaus Glarus zeigt die erste Überblicksausstellung von Flora Klein in der Schweiz mit Werken aus den Jahren 2013-2023.
Zur Ausstellung erscheint ein Gespräch zwischen Flora Klein, Inka Meissner und Melanie Ohnemus.
*1988 in Bern, lebt und arbeitet in Berlin.
2013 ECAL, Lausanne
2022 Akademie der bildenden Künste, Wien