02.12.2012–20.01.2013

Claudio Zopfi Fokus-Preis 2012

Der Glarner Kunstverein zeichnet jedes Jahr in der unjurierten Kunstschaffen-Ausstellung eine Position mit dem Fokus-Preis aus. Der Preisträger/die Preisträgerin erhält die Möglichkeit, im darauffolgenden Jahr in der Fokus-Ausstellung parallel zur Kunstschaffen-Ausstellung im Kunsthaus Glarus seine/ihre Arbeit in einer Einzenpräsentation zu zeigen. Für die Auswahl der Preisträgerin oder des Preisträgers wird eine jährlich wechselnde externe Fachjury beigezogen, die die Werke beurteilt und den Preis vergibt.

Claudio Zopfi (*1973, lebt und arbeitet in Zürich) ist der Preisträger des Fokus-Preises, der 2010 vom Glarner Kunstverein vergeben wurde. Die Jury zeichnete den Musiker und Elektroniker für seine interaktive Klangskulptur 6-Kanal aus, in der Musik und Kunst, aber auch verschiedene Epochen der Technisierung zusammen fliessen. Ausgemusterte Lautsprecher standen neben einem neuwertigen Bildschirm; wo bei einer klassischen Gitarre der Resonanzkörper war, montierte Zopfi einen Touch-Screen; statt durch herkömmliches Zupfen wird das Instrument mit Berührungen bedient, die man als Smartphone-User täglich tausendfach ausführt. Die Informationstechnologie verleiht der Installation ein verlockendes performatives Potenzial: Dem Publikum wurde die Möglichkeit geboten, selber aktiv zu werden und auf ungewohnte Art und Weise, Klang zu erzeugen. Claudio Zopfi selbst nutzte die eigentümliche E-Gitarre auch für eigene Performances.

Für die diesjährige Fokus-Ausstellung im Schneelisaal des Kunsthaus Glarus entstand nun ausgehend von dieser interaktiven Klangskulptur ein neuer Werkkomplex in Kooperation mit dem Zürcher U5 Kollektiv und der Maskenbildnerin Suleika de Vries. Die Interaktion mit dem Publikum, die bereits bei der Klangskulptur einen wichtigen Teil der Arbeit ausmachte, wird nun in einem experimentellen Labor zur Erforschung der Zusammenhänge von Harmonie, Sprache, Bewegung, Farbe und Geometrie intensiviert. Bewegungen und Geräusche der Besucherinnen und Besucher werden nicht mehr nur durch Berührung eines Touch-Screens, sondern auch durch Kameras und Mikrofone erfasst und mittels Algorithmen auf dem Computer in Klänge und Bilder umgewandelt, die die Stimmung des Raumes beeinflussen. Das Herz der Ausstellung bildet die zentral platzierte Klangskulptur. Über einen Touch-Screen können Besucherinnen und Besucher Ton- und Bildproduktion auf Monitoren mitgestalten. Die Skulptur wird flankiert von einer bunten Figurengruppe, bestehend aus Masken des Künstlerkollektivs U5 und schrill bekleideten Schaufensterpuppen von Suleika de Vries sowie dem grotesken Portrait des Künstlers in Form eines Bronzekopfes. Sowohl der Bronzekopf als auch die Figuren sind mit Kameras und Mikrofonen ausgestattet, interagieren so mit dem Publikum und verschmelzen durch ein computergesteuertes neuronales Netz zu einer Art künstlich intelligentem Organismus. Claudio Zopfi tritt als instrumentaler Solist und Performer in ein Zusammenspiel mit dieser Umgebung und es entstehen während seiner Anwesenheit sphärische Soundcollagen, harmonische Raumklänge und computergenerierte Bildanimationen.

Fragen der künstlerischen und maschinellen Kreativität, individuelle und gemeinschaftliche Schaffensprozesse, und damit auch die künstlerische Autorschaft stehen zur Diskussion. Mit der Wiederverwertung von verbrauchtem Zivilisationsmaterial, der ausgemusterten Computertechnik und der Ästhetik der Bricolage, u.a. mit den Figuren einer urban-tribal anmutenden Gemeinschaft entsteht die Assoziation eines utopischen, futuristischen Labors. Dieses ist nicht zuletzt auch von esoterischen Konzepten wie etwa einer alternativen Gemeinschaft im harmonischen Einklang geprägt.

(Unterstützung)

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