7.12.2014 – 18.1.2015
KARIEL Fokus-Preis 2014
Das Künstlerduo KARIEL, Muriel Kuoppala (*1981 in Zürich, lebt und arbeitet in Glarus) und Karri Kuoppala (*1976 in Helsinki, lebt und arbeitet in Glarus), ist Preisträger des Fokus-Preises, der 2013 vom Glarner Kunstverein vergeben wurde. Die künstlerischen Arbeiten der beiden, die nebst KARIEL auch als Einzelkünstler aktiv sind, sind fest verankert in der Malerei. Mit ihrer kollaborativen Praxis sprengen sie das Medium und erweitern es in Richtung Skulptur, Installation und teils Video. Die bisherigen Arbeiten, etwa der Mondturm (2013), der mit dem Fokus-Preis ausgezeichnet wurde, sowie die Installation Atlantis (2014), die für die Klöntal Triennale 2014 entstand, basieren auf der Verschmelzung von Themen des Mystizismus, des Naturbezugs und der geometrischen Formensprache der Moderne. Dieser Hauptfokus zieht sich durch alle Einzelarbeiten und verbindet sich bei KARIEL in einem kollaborativen Amalgam.
So verknüpft das Duo im Schneelisaal des Kunsthaus Glarus je eigene Malerei und eine gemeinsam entworfene Skulptur zu einem räumlichen Ensemble: Vis-à-vis auf gegenüberliegenden Wänden stehen die Einzelpositionen im Dialog. Muriel Kuoppala (ehemals Lässer) zeigt drei grossformatige abstrakt-geometrische aus mehreren Leinwänden zusammengesetzte Bilder, die auf den Elementen Kreis und Linie aufbauen und sich mit ihrem Formen- und Farbenvokabular an vielschichtigen Traditionen der geometrisch-abstrakten und spirituell motivierten Kunst orientieren. Es klingen sowohl Assoziationen zum Abstrakten Expressionismus an, als auch zur analytischen Farbfeldmalerei und Shaped Canvases. Weitere Verbindungen bestehen zu den spirituell aufgeladenen Positionen von Hilma af Klint, Emma Kunz, zu Mandalas oder zu Folklore-Techniken wie Batik. Muriel Kuoppala‘s Bilder entstehen sowohl in analytischer Auseinandersetzung mit den Ikonen der Malerei als auch der eigenen Intuition, im Nebeneinander von Kontrolle und Zufall des Malprozesses. Karri Kuoppala zeigt dagegen drei figurative indianische Frauen-Porträts von gegenüber. Die fotografischen Vorlagen fischt der Künstler aus Internet-Archiven und überträgt sie als Malerei auf die Leinwand. Die Fotografien entstanden im frühen 20. Jahrhundert und sind Zeugnis ethnologisch-dokumentarischer Fotografie der ersten Generation, stark geprägt vom gleichzeitig romantisierenden und typisierenden, westlichen Blick auf das Fremde und der Tradition der Porträt-Malerei. Die Frauenporträts sind Ideale und Projektionsflächen für die Sehnsucht nach Naturverbundenheit, Ur-Wissen und Intuition einer verlorenen Gesellschaft. In der Mitte des Raumes steht die zentrale Skulptur, bestehend aus einer kubischen Metall-Konstruktion, auf der verschiedene Materialschichten wie Gummi, Verbund-Schaumstoff, Acryl, Messing, Aluminium, Kupfer, Bronze, Beton, MDF und Sperrholz gelagert sind. Es sind allesamt industriell hergestellte Materialverbindungen unterschiedlicher Farbigkeit. Auf der bronzenen Oberfläche des Objektes liegt ein zur Kugel geschliffener Verrucano-Stein, ein regionaler Zeuge der geologischen Gesteinsschichtungen etwa bei der Alpenbildung, als die afrikanische und die europäische Kontinentalplatte im Zeitraum vor ca. 300 bis 30 Millionen Jahren kollidierten, sich die Alpen falteten und dabei mit dem Verrucano Gesteinsschichten aus Wüstengebieten in die Region der Glarner und Bündner Berge geschoben wurden. So treffen mit diesem Objekt unendliche auf kurzlebige Zeiträume sowie natürliche auf künstliche Materialien. Und dabei erinnert das Objekt nicht zuletzt an einen Altar zur Verehrung eines magischen Objektes, wie sie etwa von Naturreligionen praktiziert wird.