9.7. – 19.11.2023
Hélène Fauquet
Phenomena
Hélène Fauquet interessiert sich in ihrer Arbeit für die Betrachtung des Zwischenraums, den das Medium der Fotografie im Verhältnis Objekt und der Fotografie eines Objekts hinterlässt. Sie bearbeitet darin die Künstlichkeit, die realer als das Reale erscheint, das Sichtbare und das Unsichtbare. Sie sucht nach dem «eindringlichen Bild».
In ihrer Installation Phenomena arbeitet Fauquet mit assoziativen und realen Vorlagen, die dem Film Phenomena (1985) von Dario Argento entnommen sind, der einen inhomogenen und traumartigen Raum zeichnet und von Verbrechen und Geheimnissen beherrscht ist. Argentos Filme sind von einer gewissen auratischen Dringlichkeit geprägt, in der die Realität immer rätselhaft ist und die Gesetze, die sie regeln, als Zeichen einer gross angelegten Verschwörung erscheinen. In dieser Welt besteht eine gewisse Indifferenz bezüglich der Beziehung von Ursache und Effekt. Das phänomenologische Wahrnehmen ist darin hypersensibilisiert und thematisiert die Existenz des Paranormalen besonders dadurch, wie optische und klangliche Verschiebungen die Realität der Protagonist:innen beeinflussen. Phenomena wurde zu grossen Teilen in der Schweiz (Säntis-Gebiet, Zürichsee) gedreht, daher entstehen bei der Betrachtung der Szenerien visuelle Ähnlichkeiten und Eindrücke, die der Umgebung im Kanton Glarus ähnlich sind. Der Film bezieht sich zudem auch auf die 1984 am Zürichhorn stattgefundene Ausstellung Phänomena, die auf neuartige Weise ein tieferes Verständnis für die Grundregeln der Natur durch die Präsentation von ungewöhnlichen Naturereignissen und kybernetischen Experimenten erwecken wollte.
In einer weiteren Übertragung bearbeitet Fauquet im Zusammenhang mit den Prozessen der Kommerzialisierung Bilder, wie sie beispielsweise bei der Herstellung von Marketingbildern für Parfüme oder andere Luxusprodukte zum Einsatz kommen. Mit manipulierten Abbildungen von «Tropfen» und «Blasen» schafft sie neue Konstellationen von Bildern, deren Erscheinung abstrakte Konzepte von Schönheit, Transparenz oder Jugend als nicht identifizierte Formen darstellt. Ein «Tropfen» entspricht in etwa auch einem optischen Gerät durch das wir hindurchsehen können, der aber gleichzeitig unsere Wahrnehmung filtert. Die Inszenierung des «schönen» Bildes und seiner Manipulation vermischt sich mit der Anspielung auf das Paranormale, in der Beschwörung sichtbarer und unsichtbarer Kräfte und der daraus resultierenden ultimativen Fremdartigkeit.
Mit Phenomena befragt Hélène Fauquet, wie Betrachter:innen Bildinformationen aufnehmen und wie sich diese Information innerhalb eines Systems von Objekten «einfindet».