16.05.–01.08.2004

Hot Lunch

Philippe Decrauzat, Pierre Vadi

Pierre Vadi (*1966 in Sion, lebt und arbeitet in Genf) nennt seine künstlerischen Arbeiten geopolitische Fiktionen. Sie gehen oft von verfremdeten Gegenständen des Alltags aus und materialisieren sich als Installationen, Objekte oder Malerei. So übermalt er z.B. seit einigen Jahren Landkarten und Stadtpläne, die nur noch wegen ihrer speziellen Faltung als solche erkennbar sind, während die Motive der Übermalung indirekt auf den Inhalt der Karte verweisen, welche als Träger dient. Die künstlerische Umdeutung der Alltagsgegenstände laden diese metaphorisch auf und erlauben dem Betrachter eine neue Lesart seiner Umwelt. Pierre Vadi benutzt seine Arbeiten wie Zeichen, die er in jeder Ausstellung untereinander neu kombiniert, so wie man Wörter in Sätzen unterschiedlich artikulieren kann und sich somit ein neuer Sinn ergibt. Überhaupt ist die Grundlage von Pierre Vadis Arbeiten oft die Auseinandersetzung mit Text. Diese literarischen, wissenschaftlichen oder kulturellen Referenzen dienen ihm als Ausgangspunkte und werden manchmal auch als Schriftzeichen visuell in ein Werk integriert. Trotz des stark konzeptuell geprägten Ansatzes wirken seine Arbeiten durch ihre sinnliche malerische oder plastische Umsetzung und ihre eigenwillige Präsenz im Raum.
Für seine Einzelausstellung Hot Lunch im Kunsthaus Glarus, die erste in der deutschsprachigen Schweiz, plant Pierre Vadi eine Installation im Seitenlichtsaal. Er kombiniert eine eigens dafür geschaffene Arbeit (von der Decke hängende Ketten aus transparentem Kunstharz) mit bestehenden Arbeiten -z.B. L’argent air – capacités pulmonaires moyennes, féminine et masculine (1997/2000) bestehend aus 40 Glaskugeln - und hat den Künstler Philippe Decrauzat eingeladen, dazu eine Deckenmalerei zu schaffen. Die malerische Intervention an der Decke, welche eine stilisierte Explosion von weissen Teilchen auf schwarzem Grund darstellt, steht in starkem Kontrast zu den leichten, transparenten Objekten, deren inhaltliche Konnotationen allerdings ambivalent sind und latente Gewaltbereitschaft evozieren.

Philippe Decrauzat (*1974 in Lausanne, lebt und arbeitet in Lausanne) gehört zur Generation junger Maler, die sich im Feld der geometrischen Abstraktion, mit starken Bezügen zur Op Art, bewegen. Allerdings geht es ihm in seiner Arbeit nicht um die Auseinandersetzung mit den verschiedenen ideologischen Strömungen, die mit der historischen Entwicklung der Abstraktion verbunden sind, sondern um die grundsätzliche Hinterfragung des Bildes – Strategien, die vor allem in der Konzeptkunst sowie der Pop Art geschaffen wurden. So sind denn Decrauzats Referenzen nicht vorwiegend in der abstrakten Kunst zu finden, sondern vielmehr im erweiterten Feld der Popkultur (Musik, Film, Grafik) seit den späten 60er Jahren.

KUNSTHAUSGLARUS signum SMALL 11 12 10 9 8 7 6 5 4 31 2 1