24.8. – 23.11.2014
Saâdane Afif Là-bas.
Saâdane Afif (*1970 in Vendôme, lebt und arbeitet in Berlin) zeigt im Kunsthaus Glarus die multimediale Arbeit Là-bas., eine exakte Kopie der Arbeit Ici., die zeitgleich im Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum in Düren gezeigt wird. In dieser konzeptuell angelegten Spiegelung reflektiert Saâdane Afif die zeitgenössische Bedeutung von «Hier» und «Dort».
Zwei identische Modelle der originalen Dürener Bahnhofslampen mit Lautsprecher, synchroner Ansage und bahnhofsüblicher Beschilderung markieren simultan an zwei unterschiedlichen Orten die bestimmte und unbestimmte Ortsspezifik des Dürener Bahnhofs. Afif knüpft damit sehr präzise an seine wiederkehrenden Themen – Distanz, Zeit, Kontextspezifität, Repetition, Interpretation, aber auch Sound an. Wie Düren ist auch Glarus ein Ort in der Peripherie wie viele andere mit gleichzeitig eigener und ebenso für die Peripherie typischer Ausprägung. Die synchrone Übertragung der Bahnhofsansagen des Dürener (mehrheitlich Durchfahrts-)Bahnhof im Kunsthaus Glarus bringt einen Widerhall eines vergleichbar peripheren Ortes am Rande Deutschlands nach Glarus und stösst die Spekulation über Gleichzeitigkeit und Alltäglichkeit, Identität und Herkunft ebenso wie über Fiktion und Realität, Wunsch-Projektionen und existenzielle Befindlichkeit im lokalen und globalen Gefüge an. Themen, die in unzähligen Romanen, Songtexten und auch der Kunst immer wieder reflektiert werden und zu denen Saâdane Afif wiederum Autoren, Künstler und Kunstkritiker einlud, ein Gedicht, bzw. einen Songtext zu verfassen. Diese poetischen Texte fliessen in die Ausstellung ein und fügen der installativen Arbeit kollaborative, assoziative sowie stets subjektive Kommentare und damit auch weitere Interpretationsschichten hinzu. Damit macht Afif den kollaborativen Dialog, der in jeder Entstehung von Kunstwerken enthalten ist, sichtbar. Diese Energie des Gemeinschaftlichen als Arbeitsmethode bildet ein Kern der Arbeiten Afifs. So ist er immer auf der Suche nach dem essentiellen Kern, dem flüchtigen und nicht fixierbaren Wesen der Dinge.
Afifs dialogische Praxis nimmt Strategien der Appropriation (Aneignung), des Readymades, der Eliminierung der Autorschaft und die Beziehung zwischen Original und Reproduktion auf. Là-Bas. wurde bereits während der 8. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst (29. Mai – 3. August 2014) gezeigt und findet nun im Kunsthaus Glarus einen weiteren – diesmal ländlichen – Kontext, in dem Fragen der Verortung sowie deren Definition und Gültigkeit in der heutigen Zeit aufgeworfen werden.