18.04.–15.06.2003

Frédéric Post Le temple de l’extase

Der Genfer Künstler Frédéric Post (*1972 in Annemasse, lebt und arbeitet in Genf) schöpft in seiner Arbeit aus den ästhetischen Ausdrucksformen und den Erfahrungen der Club-Kultur. Selber Mitglied des Musiker-Kollektivs Electrobeast, lässt er Kunstproduktion und musikalische Performances zusammenfliessen. So erfand der Künstler vor einiger Zeit eine Technik, mittels derer LPs mit minimalem Kostenaufwand produziert werden können: Miracol heisst das Verfahren (und das dazugehörige, hausgemachte Mini-Label), bei dem Vinyl-Schallplatten mit Weissleim abgegossen und die Klänge somit «von hinten nach vorne» abgespielt werden. Frédéric Post transferiert den Underground nicht tel quel in den Ausstellungsraum, sondern führt gewisse Elemente davon ad absurdum. So wird er im Kunsthaus Glarus eine Installation zeigen, die auf der Idee einer fiktionalen (aber von der Realität nicht ganz dissoziierten) Sekte basiert, deren Kulte nicht einem Guru gelten, sondern der Verehrung des (Drogen-) Rauschzustandes, der Ekstase an sich. Post verwandelt den Saal im Untergeschoss des Kunsthauses (ehemals Naturwissenschaftliche Sammlung) in den hypothetischen Versammlungsraum des «Temple de l’Extase». Dieser Raum vereint Elemente religiöser Architektur und esoterisch verfremdeter Zweckarchitektur in sich und ruft eine Stimmung hervor, die den institutionellen Kontext des Raumes vergessen lässt. Der Künstler spielt mit der Tatsache, dass in der westlichen Kultur verschiedene Drogen, mit verschiedenen ästhetischen Vorstellungen gekoppelt sind: So wird Cannabis oft mit den Farben Jamaikas, Batik und Darstellungen von Musikikonen des Reggae gekoppelt, LSD und andere halluzinogene Drogen wiederum eher mit knallig bunten Farben, psychedelischen Formen und Elementen aus den hinduistischen Religionen. Ecstasy und anverwandte synthetische Pillen referieren ihrerseits weniger auf exotische Länder und esoterisch spirituelle Hintergründe, sondern vielmehr auf unsere aktuelle westliche Kultur mit ihren prestigehaften Konsumgütern.
Die Ausstellung von Frédéric Post gehört zur Reihe Echange, ein vom Schweizerischen Kunstverein initiiertes Austauschprojekt von Institutionen und Kunstschaffenden über die Sprachgrenzen hinweg. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.

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