23.6. – 18.11.2001

Liaisons - Collections

Cuno Amiet, René Auberjonois, Samuel Buri, Marc Egger, Franz Gertsch, Giovanni Giacometti, Ferdinand Hodler, Ernst Ludwig Kirchner, Ernst Morgenthaler, Werner Ritter, Peter Stämpfli

Sammlungen von Kunstmuseum entstehen auf unterschiedliche Weise: Sie sind geprägt von den Budgets, die zum gelegentlichen oder aber kontinuierlichen Ankauf zur Verfügung stehen und natürlich von den verantwortlichen Personen, die die Geschichte und Gegenwart für die Sammlungspolitik interpretieren. Sie sind auch geprägt vom Zusammenspiel mit privaten Sammlern vor Ort und in der Region, von Schenkungen, Depositen und Nachlassverwaltungen. Die Sammlungen von kleinen und mittelgrossen Museen eröffnen wegen ihrer Grösse, ihren Schwerpunkten, Highlights und Fehlstellen besonders gut einen Blick auf die Art und Weise ihrer Entstehung, auf die individuelle Konstruktion ihrer Geschichte. Kleinere Museen sind aber auch häufig die «kleineren» Partner, wenn es um Leihgaben für Übersichtsausstellungen zu einer Künstlerperson oder um Themenausstellungen geht. Das Ausstellungsprojekt Liaisons-Collections ist entstanden aus Überlegungen zu diesen Fragestellungen und mit der Idee auf unbürokratische Art und Weise die jeweiligen Sammlungen für die Dauer einer Ausstellung mit Wunschstücken aus der anderen Sammlung zu ergänzen, einzelne Werkgruppen auszubauen, den Horizont des Eigenen durch den Horizont des Anderen zu erweitern. Vielleicht könnten sich sogar so die kleinen und mittelgrossen Sammlungen der Schweiz als potentiell Ganzes imaginieren. Die Ausstellungen Liaisons-Collections entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Kunstmuseum Thun und dem Kunsthaus Glarus. Die Ausstellung im Kunstmuseum Thun ist bereits eingerichtet und dauert noch bis 10. Juni 2001.

Liaisons-Collections versammelt in den beiden Häusern Werke aus den Beständen beider Museen und fügt diese zu umfassenden Ausstellungen zusammen. Beide Sammlungen enthalten herausragende Stücke wie auch abgerundete Werkgruppen, sie haben aber auch Lücken und Leerstellen aufzuweisen. Die Liaison zwischen den beiden Collections erlaubt, durch den gegenseitigen Austausch von Kunstwerken vorübergehend Werkgruppen zu verstärken, «blinde» Leerstellen der eigenen Sammlung sichtbar zu schliessen und Schwerpunkte zu beleuchten. Die Ausstellungen in Thun und Glarus sind deshalb auch nicht identisch, sondern zeigen auf eine nachbarschaftliche Weise das Gemeinsame und das jeweils Besondere des Anderen. Mit Leihgaben aus Thun erweitern sich in Glarus Werkgruppen von Ferdinand Hodler, Cuno Amiet und Ernst Morgenthaler, die zusammen mit Glarnern Werken von Ernst Ludwig Kirchner, Giovanni Giacometti und René Auberjonois einen repräsentativen Blick auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts erlauben. Eine Leerstelle in Glarus und eine Besonderheit in der Sammlung des Kunstmuseum Thuns ist der Schwerpunkt der Schweizer Popart mit Werken von u.a. Franz Gertsch, Peter Stämpfli, Samuel Buri und Werner Ritter, zu denen der Glarner Marc Egger, der in den Sammlungen beider Museen vertreten ist, die Verbindungsfigur darstellt. Marc Egger spielt für das Kunsthaus Glarus auch als Sammler eine wichtige Rolle, und er verweist mit seinem Depositum einer internationalen Gruppe von Werken der sechziger und siebziger Jahre auch auf die internationale Ausrichtung der Glarner Museumsaktivität.

Gemeinsam mit dem Kunstmuseum Thun wurde eine spezielle Vortragsreihe für die Ausstellungen Liaisons-Collections erarbeitet. Die Referate zu Schlüsselpositionen der Sammlungen beider Museen werden nun in Glarus ebenfalls die Ausstellung begleiten. Expertinnen und Experten diskutieren kunsthistorische Gegenüberstellungen anhand ausgewählter Werke und machen die Idee der Ausstellung, die Verbindung, der Austausch und die Ergänzung von Sammlungen, auf lebendige Weise fruchtbar und geben Anlass zu einem weiterführenden Dialog.

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