22.05.–21.08.2005

Gary Webb Mirage of Loose Change

Gary Webb (*1973 in Dorset, lebt und arbeitet in London) schafft Skulpturen aus Materialien wie Plexiglas, Gummi, Metall, Kristall und Neon. Er lässt gefundene Objekte aus unserer Konsumkultur mit eigens von ihm designten und speziell für ihn industriell oder kunsthandwerklich hergestellten Versatzstücken in Verbindung treten und fügt diese so zu Konstrukten zusammen, die sich zwischen Abstraktion und einer subtilen Form von Figuration bewegen. Die Skulpturen weisen aufgrund der Künstlichkeit und Farbigkeit der gewählten Materialien wie auch der Formensprache eine Verwandtschaft mit der (sub-) urbanen Ästhetik von Freizeitparks und Shoppingcentern, erlebnisgastronomischen Restaurants oder Themenhotels auf, was man kurz als zeitgenössische «Indoorkultur» bezeichnen könnte. Gary Webbs Skulpturen haben etwas verführerisches wie auch mysteriöses an sich. Sie rufen eine grosse Bandbreite an unerwarteten narrativen Ansätzen hervor, entziehen sich aber dennoch geschickt allen einengenden Interpretationsversuchen, um ausschliesslich einer werkimmanenten Logik zu gehorchen.

Gary Webbs Skulpturen untersuchen das visuelle, taktile und chromatische Potential der verwendeten Materialien. Sie kombinieren Materialien auf frische, ungewöhnliche Art und Weise, so dass sich die materialtypischen Eigenschaften der einzelnen Elemente aufzulösen beginnen. Oft setzt der Künstler Farben oder transparente Materialien (wie z.B. Plexiglas) ein, um gewichtigen Elementen ihre Schwere zu entziehen oder Gewichtsverhältnisse zur verschieben. Hin und wieder scheinen die Skulpturen der Schwerkraft zu trotzen und in unmöglichen Balanceakten in den Raum zu ragen. In anderen Skulpturen setzt der Künstler immaterielle Elemente wie Licht, Luft und Klang ein, um den Betrachter nicht mit dem Material alleine zu lassen und den Werken eine «persönlichere Note» zu geben (Gary Webb).

Webbs verführerisch bunte Skulpturen tragen so evokative Titel wie Paranoidmountain (2000), The Creator Has a Master Plan (2004) oder Mr Miami (2005), die den abstrakten Gebilden eine zusätzliche erzählerische Ebene beifügen. Trotz ihres ungegenständlichen Vokabulars sind Gary Webbs Werke geprägt von einem spielerischen Witz, der sich sowohl durch die ungewohnten Materialverbindungen, als auch durch die formalen Anspielungen an Gegenständliches artikuliert. Obwohl Gary Webbs Skulpturen ganz einer Welt des freudig überbordenden Konsums und der Indoorkultur verpflichtet sind, sind Bezüge zur Tradition der Skulptur der Moderne, wie auch der Pop Art nicht zu übersehen. In Verbindung zu Webbs Werken wurde u.a. schon die Nähe zu Brancusi, Henry Moore, Donald Judd (in der Verwendung von Farbe als skulpturalem Medium) oder den Bewegungen der 1960er Jahre, die zu einer Erneuerung der Skulptur geführt haben (Anthony Caro war ein prominentes Beispiel in Grossbritannien) genannt.

Aus der Kreuzung von Popkultur, Design und dem Vokabular der abstrakten Skulptur der Moderne – angereichert mit einem gewitzten figurativen Moment – lässt Gary Webb seine eigene, in der heutigen Zeit verankerte Sprache der Abstraktion entstehen.

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