6.12.2015 – 24.1.2016
New Glarus. Kunstschaffen ausserordentlich Glarus und Linthgebiet 2015
Seit vielen Jahren bietet das Kunsthaus Glarus den Kunstschaffenden aus der Region die Möglichkeit, zwischen Dezember und Januar ihre Werke in einer unjurierten Ausstellung zu zeigen. Zum dritten Mal fand dieses Jahr ein juriertes Wettbewerbsverfahren statt.
Die Ausstellung gibt einen Einblick in das Schaffen von insgesamt 19 Künstlerinnen und Künstlern mit Bezug zum Kanton Glarus und zum Linthgebiet. New Glarus denkt über die historische Bedeutung des Hauses in Hinsicht auf den aktuellen Umbruch und geplanten Meilenstein der Sanierung nach. Der Ausstellungstitel zitiert den Ortsnamen der von glarnerischen Immigranten gegründeten Gemeinde in Wisconsin. New Glarus ist heute eine Art Themenpark, in dem schweizerische und insbesondere Glarner Traditionen vermarktet werden. Amerikanische Festivalkultur und Tourismus treffen auf Folklore und Migrationsgeschichte. Aus heutiger Sicht ist New Glarus als Ort ein Kuriosum, das als Metapher für komplexe und aktuelle Themen verstanden werden kann: Migration, globalisierte Geschichtsschreibung, lokale Stereotypen und Klischees, Nähe und Distanz oder das soziale Potenzial von Aufbruch und Neubeginn. Diese assoziativen Stichworte führen zurück zur aktuellen Situation: Das Kunsthaus Glarus befindet sich vor Neuerungen. Pläne für die Zukunft des Hauses gedeihen nicht nur mit dem Blick nach vorne, sondern unter anderem durch die Auseinandersetzung mit bereits Bestehendem und der eigenen Geschichte.
New Glarus dient den Werken in der Ausstellung in direkter und indirekter Weise als Ansatzpunkt. In assoziativen Bezügen zu Geschichte und Aktualität des Ortes zeigen die Werke Dynamik, Zeitlichkeit und «Architekturen» von Auf- und Umbruch. Sie setzen sich kritisch mit (regionaler) Tradition und Geschichte auseinander und blicken gleichermassen in die Vergangenheit und Zukunft. In verschiedenen Arbeiten – so etwa von Samuel Gallati & Maria Mohr Gallati, Kariel, Jack Leuzinger, Joëlle Menzi, Sandro Steger & Lisa Eikrann – spielt die Frage nach Architektur als Rahmen gesellschaftlicher Entwicklungen und Probleme, aber auch der Kunst eine zentrale Rolle. Die politische und soziale Aktualität von Migration wird in einer recherchebasierten Installation von Hauser & Herzog thematisiert, während Reto Fuchs & Florian Spälty, Susanne Hauser, Ingrid Käser und Martin Stützle Phänomene der Dynamik von Migration aus poetischer Perspektive, aufzeigen. Pascale Küng und Erika Sidler verstehen Veränderung als persönlich-intime Fragestellung und Urs August Steiner sowie Christa Wiedenmeier beschäftigen sich mit der Perspektive einer zeitlichen Dimension..
Die Ausstellung wird mit ausgewählten Werken aus der Sammlung des Glarner Kunstverein ergänzt. Die Arbeiten von ALMA, Annette Amberg, Rudolf Koller, Yorgos Sapountzis, Traugott Schiess, Gustav Schneeli, Johann Gottfried Steffan, Rudolf Tschudi und Günter Uecker entstanden alle aufgrund von (touristischen) Reisen ins Glarnerland oder der Auseinandersetzung mit dem Alten, bereits Bestehenden in Glarus, insbesondere der Sammlung und der Architektur des Kunsthauses.
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Besuchertext Kunstschaffen Ausserordentlich