16.5. – 1.8.2004

Lill Tschudi Not Just Linocut, But

Die Glarner Künstlerin Lill Tschudi (*1911 in Schwanden, lebt und arbeitet in Schwanden) gehörte in den 30er und 40er Jahren in Grossbritannien zu den gefragtesten Linolschnittkünstlerinnen. Tschudi studierte als junge Frau an der Grosvenor School in London, wo sie den Künstler Claude Flight, einen engagierten Vertreter des Linolschnitts, kennenlernte. Flight war nicht nur für ihre künstlerische Entwicklung von Bedeutung, sondern auch für ihre Karriere, denn er war es, der Tschudis Arbeit im englischsprachigen Raum bekannt machte. In den 30er Jahren nahm sie zwischen ihren häufigen Reisen in Europa in Paris Unterricht bei Künstlern wie dem Kubisten André Lhote, dem italienischen Futuristen Gino Severini und Fernand Léger. Ihre beliebtesten Themen zu dieser Zeit waren Szenen aus der Grossstadt und sportliche Aktivitäten. Ihr Stil war beeinflusst vom Art Deco-Design (Reduktion auf die Grundform, starke, satte Farben, geometrische Kompositionen), aber auch von den Vorstellungen von Bewegung und Rhythmus des Futurismus. Ende der 50er Jahren wandte sich Lill Tschudi schliesslich von der Figuration ab, hin zu einer gestischen Abstraktion.
Lill Tschudis Atelier in Schwanden, wo die Künstlerin die meiste Zeit ihres Lebens verbracht hat, wurde im Jahre 2001 aufgelöst. Das Kunsthaus Glarus und der Glarner Kunstverein, deren Mitglied Lill Tschudi seit etlichen Jahren ist, haben zu diesem Zeitpunkt die Aufgabe übernommen, ihren künstlerischen Nachlass zwischenzeitlich aufzubewahren und ein Inventar ihrer Werke und deren Vorstudien zu erstellen. Die Kisten, Mappen, Skizzenbücher und Alben aus ihrem Atelier eröffneten einen Inhalt, der eine schillernde und erstaunlich vielfältige Lill Tschudi präsentierte. Die Ausstellung Not just linocut, but gibt dem Publikum nicht nur die Möglichkeit die bekannteren Werke der Vertreterin des futuristischen Art Decos wiederzusehen, sondern bietet auch die einmalige Gelegenheit den Entstehungsweg der Linolschnitte anhand der Vorarbeiten (Zeichnungen, Aquarelle, Ölstudien etc.) nachzuvollziehen. Die Ausstellung im Kunsthaus Glarus wird also nicht den Charakter einer Retrospektive haben. Vielmehr wird es darum gehen, anhand von Themengruppen innerhalb ihrer figurativen Arbeit, unbekannte, überraschende Aspekte zu präsentieren, wie z.B. die gebrauchsgrafischen Arbeiten, die Lill Tschudi mit hohem künstlerischen Anspruch in den Jahren um den 2. Weltkrieg für Privatpersonen, Firmen und Staat entwickelte. Not just linocut, but im Kunsthaus Glarus ermöglicht insofern eine erweiterte Rezeption von Lill Tschudis Gesamtwerk.

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