15.5. – 7.8.2011
(RE)CONSTRUCTED
Katastrophenbilder sind heute allgegenwärtige Motive der medialen Berichterstattung. Bei ihrer Betrachtung liegen Schrecken, Faszination und Ignoranz meist nahe beieinander. Das Danach erlangt dagegen meist wenig Aufmerksamkeit in der medialen Agenda. Die Gruppenausstellung (Re)Constructed vereint regionale, schweizerische und internationale Positionen vor dem Hintergrund des Themenkomplexes von Konstruktion, Destruktion und Rekonstruktion. Die Ausstellung zeigt sowohl poetische als auch kritische Statements zum Moment des zivilisatorischen Nullpunktes, des gesellschaftlichen und kulturellen Wiederaufbaus und seiner fiktiv-utopischen Potenziale. Das Ausstellungsthema nimmt Bezug auf die von Mai bis September stattfindenden Gedenkaktivitäten zum 150-jährigen Jubiläum des Brandes von Glarus von 1861. Diese Feuersbrunst zerstörte fast die ganze Stadt. Für ihren Wiederaufbau wurde ein damals äusserst fortschrittliches Stadtplanungskonzept nach dem Vorbild von modernen Industriestädten realisiert.
Mit der gegenwärtigen Umweltkatastrophe in Japan erhalten einige der Arbeiten jedoch auch eine besondere Aktualität.
Zerstörung und Wiederaufbau sind Themen mit langer Tradition sowohl in der Menschheits- als auch der Kunstgeschichte. Verwüstungen durch Kriege, soziale und politische Unruhen, Macht- und Modernisierungsbestrebungen aber auch Naturkatastrophen boten immer wieder Nährboden für utopische und dystopische Visionen, die auch in der Kunst ihren Niederschlag fanden. Historienbilder etwa dienten im 18. und 19. Jahrhundert nicht der realistischen, dokumentarischen Darstellung eines Geschehens, sondern seiner absichtsvollen Überhöhung und Verklärung, insbesondere von menschlichen Leistungen am Rande des zivilisatorischen Abgrundes. Auch die fiktiven Aufbereitungen von Katastrophenszenarien im Film bedienen sich einer gesteigerten Ikonographie des Schreckens, die mehr auf «What if»-Szenarien abzielen und apokalyptische Untergangsszenarien probeweise simulieren. Dieser Moment des Nullpunktes birgt letztlich aber auch immer die utopische Möglichkeit eines alternativen Aufbaus, in dem alles anders sein könnte.
Die Auswahl der regionalen Kunstschaffenden stammt aus einem jurierten Projektwettbewerb mit thematischer Vorgabe, aus dem eine Fachjury bestehend aus Katharina Ammann (Konservatorin Bündner Kunstmuseum), Nadja Baldini (Kunsthistorikerin, freie Kuratorin) und Boris Magrini (Kunsthistoriker, freier Kurator) sechs Projekte von Kunstschaffenden aus der Region ausgewählt hat. Gezeigt werden Werke von SARAH BURGER, MARINA HAUSER, SUSANNE HAUSER, NICOLE HOESLI, SIRO A. MICHEROLI und SWEETERLAND. Daneben wurden mit CHRISTOPH DRAEGER, LOREDANA SPERINI und WIEDEMANN/METTLER weitere schweizerische und mit JANET CARDIFF & GEORGE BURES MILLER, SOFIA HULTÉN und CYPRIEN GAILLARD auch internationale Positionen eingeladen, die sich mit demselben Themenkomplex beschäftigen. Nach der erstmaligen «Kunstschaffen: Ausserordentlich!»-Ausstellung 2007, findet die Ausstellung der regionalen Kunstschaffenden in diesem Jahr also erneut unter anderen Vorzeichen statt.