21.8. – 30.10.2011
Vanessa Safavi Resorts
Ursprünglichkeit trifft auf postmodernen Zeitgeist, Exotik auf Alltag, nüchterner Minimalismus auf bunte Popkultur: Vanessa Safavi (*1980 in Lausanne, lebt und arbeitet in Basel und Berlin) spielt in ihren Arbeiten mit gegensätzlichen Polaritäten von kulturellen Konzepten und Epochen, Zeichen und Materialien. In ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung zeigt sie im Kunsthaus Glarus neue Objekte, eine Skulpturengruppe und eine grossflächige Rauminstallation.
In ihren Arbeiten kombiniert die Künstlerin vielschichtige kultur- und kunsthistorische Referenzen in Form von Objekten, Materialien, Bildern und Zitaten. Sie spielt sowohl auf den Primitivismus in der Kunst des 20. Jahrhunderts als auch auf die westliche Verbrauchs- und Popkultur an und schöpft dabei aus dem Fundus ihres eigenen multikulturellen Hintergrunds, aus ihren Reise-Erfahrungen und ethnologischen Recherchen. Die Arbeiten bieten eine teils kritische, teils ironische Auseinandersetzung sowohl mit elaborierten wie auch naiven Gestaltungsprinzipien. Im Dialog von vormodernen Materialien und modernem Wohlstandsmüll, popkulturellen Fetischen und pseudo-primitiven Totems entstehen Installationen, die an liebgewonnenen Stereotypen von fremden, als exotisch wahrgenommenen Kulturen rütteln. Hintergründig verhandeln sie auch (nach-)koloniale Fragen kultureller Hegemonie, von Schuld und Unschuld des Tourismus und anderen subtilen Mechanismen von Macht und Unterdrückung. Der möglichen Problematik eines westlichen Blicks auf ethnologisch konnotierte Themen ist sich die Künstlerin bewusst; sie integriert sie mitsamt ihren Widersprüchlichkeiten. Safavis Interesse richtet sich mit ihren Verschmelzungen von tribalen Traditionen und westlicher Postmoderne immer auch auf die alle kulturellen Werte und Güter betreffende Frage der Vergänglichkeit. Ihre Installationen könnten manchmal sogar als post-industrielle Szenarien verstanden werden, als Überbleibsel einer ehemals modernen Kultur nach ihrem Rückfall in ein vormodernes Leben. Ganz nebenbei streift die Künstlerin auch verschiedene ökologische Fragestellungen und verschliesst sich selbst dem Magisch-Mythischen nicht. Solch fiktiv-utopischen Gedankenspiele geschehen bei Vanessa Safavi allerdings nicht in kulturpessimistischer Manier; vielmehr offenbaren sie in spielerisch-leichtfüssiger Weise einen erfrischenden Relativismus. Dieser verweist statt auf die konflikthafte Isolierung auf die allgemein verbindende Humanität der Kulturen. Safavi bietet dem Betrachtenden viel Spielraum für eigene Gedanken, konstruiert ihre Bilder und Szenerien bewusst offen und verzichtet auf festgesetzte Interpretationen.