9.2. – 4.5.2014

Nina Beier Rocky

Die künstlerische Praxis von Nina Beier (*1975 in Aarhus, Dänemark, lebt und arbeitet in Berlin) handelt von überraschenden Konstellationen und Oppositionen. Oft erscheinen sie zufällig, instabil, und mehrdeutig. Nina Beier kombiniert Objekte, Materialien und Motive aus heterogenen Kontexten und stellt sie in ein neues, aussergewöhnliches, gar paradoxes Licht. Ihre Kompositionen verhandeln Wahrnehmungsveränderungen von Dingen durch Zeit-, Kontext- und Präsentationsverschiebungen und umreissen, wie verschiedenartige mediale Vermittlung Informationsgehalte zwischen tatsächlichem Objekt und seiner bildhaften Repräsentation verändern kann. Ähnlich wie bei klassischen Stillleben geht es um Themen wie Zeitlichkeit, Wertzuschreibung und die trügerische und flüchtige Natur der Dinge

In ihrer ersten Einzelausstellung in der Schweiz im Kunsthaus Glarus versammelt die Künstlerin neue und bestehende Arbeiten. Zwei Bodenarbeiten deuten Spannungsfelder im globalen Warenverkehr, Zeit- und Arbeitskonzepte und die damit zusammenhängenden Wertesysteme an. Bei Minutes (2013) kollidieren unter Glas gepresste Echthaar-Perücken aus Indien bzw. China und handgefertigte orientalische Teppichsamples (Wagirehs). Würdiges Traditionshandwerk trifft auf entwürdigenden Handel, in dem der Körper selbst zur Ware wird. Bei Greens (2013) sind es getrocknete Zimmerpflanzen auf Strandtüchern mit Motiven unterschiedlicher Geldwährungen, die unter Glas gepresst werden. Hier werden Symbole von ökonomischem und ökologischem Wachstum überlagert. In einer neuen Serie, den Wallets (2014) werden Tierschalen, die überdauernden Körperpanzerungen und Behausungen von unterschiedlichen Spezies mit weichen, industriell gefertigten Materialien gefüllt. Das Thema der Dauerhaftigkeit und Beständigkeit taucht in einer Serie von Keramikplatten, den Tileables (2014) wieder auf, die sich bei genauerem Hinsehen als Drucke digitaler Stein-Texturen auf Keramik entpuppen. Diese Texturen sind aus 3D-Programmen entlehnt, mit denen virtuelle Ansichten von architektonischen Konstruktionen simuliert werden. Diese Imitationen massenproduzierter Marmor-, Schiefer- und Verputz-Oberflächen treiben ein Vexierspiel mit Fiktion und Realität, Repräsentation und tatsächlicher Materialität. Eine Fotoserie mit dem Titel Sweat no Sweat no Sweat no Sweat no Sweat (2013) zeigt unterschiedliche Zoomausschnitte des Torsos der Filmlegende Rocky Balboa mit schweissbeflecktem Sweat-Shirt. Hier stehen wiederum der menschliche Körper und seine als Abbild festgehaltenen, ansonsten flüchtigen Körperabsonderungen im Fokus, die die Darstellung des menschlichen Befindens als solches befragen. In der Ausstellung werden somit ganz verschiedenartige Materialien, Abbildungs- und auch Zeitkonzepte in Beziehung zueinander gesetzt. Harte und weiche, lebendige und tote Materie, anwesender und abwesender Körper, reales Objekt und Abbild, aber auch Beständigkeit und Unbeständigkeit, Kunstgeschichte und digitales Zeitalter treffen in unterschiedlichen Konstellationen aufeinander.

(Unterstützung)

Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht; Foto: Gunnar Meier
sweatnosweat
Nina Beier,
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