Silvia Kolbowski zeigt in zwei Ausstellungsräumen des Kunsthaus Glarus ihre Videoarbeiten Who will save us? (2022) und Missing Asher (2019). Who will save us? ist speziell für diese Ausstellung entstanden. Das Video ist ein Mashup aus den beiden Filmen Metropolis (1927, Regie: Fritz Lang) und THX 1138 (1971, Regie: George Lucas). Beide sind futuristische Science-Fiction-Spielfilme zu Leben und Arbeiten in hierarchisch strukturierten Zweiklassengesellschaften. Bei Who will save us? kürzt Kolbowski dreieinhalb Stunden Filmzeit aus zwei verschiedenen Jahrzehnten zu einem vierzehnminütigen Filmloop. Diese experimentelle Bearbeitung von Filmmaterial schafft ein neues Erzählmodell, das Elemente dessen enthält, was man über die ursprünglichen Filme weiß, das sich aber unmittelbar auf die gegenwärtige politische Situation bezieht, in der psychologische Aspekte der Gruppendynamik mit der Zuwendung zum Technologischen und polarisiertem Reichtum interagieren.

Um sich mit Fragen zur Historizität, dem politischen Widerstand und der Einflussnahme des Unbewussten auf gesellschaftspolitisch motivierte Massenbewegungen auseinanderzusetzen, bringt Kolbowski in ihrem Werk vor allem zeitbasierte Medien zum Einsatz. Teil ihres konzeptuellen Ansatzes ist der häufige Rückgriff auf historische Quellen, mit deren Hilfe sie kulturelle Erscheinungsformen und Unausgewogenheiten in Machtstrukturen analysiert und experimentell bearbeitet.

Bei der Videoarbeit Missing Asher (2019) handelt es sich um eine Erweiterung ihres 1990 begonnenen, ortsspezifischen Installationsprojekts Enlarged from the Catalogue: Michael Asher Writings 1973–1983 on Works 1969–1979 (The Press of Nova Scotia College of Art and Design and the Museum of Contemporary Art, Los Angeles, 1983). In diesem Video spricht Kolbowski über die Entstehung und Entwicklung ihres eigenen Projekts. Im Kommentar setzt sie sich mit der Schwierigkeit auseinander, auf dem Kunstmarkt mit nicht-kommerziellen, vergänglichen Kunstwerken zu überleben. Zudem untersucht sie den Zusammenhang zwischen Eigenschaften des Individualismus im Ende der 1980er Jahren entstandenen Neokapitalismus und dem Format der Gruppenausstellung und dessen Abnutzungssymptomen innerhalb des Galeriesystems. In Missing Asher beschäftigt sich Kolbowski mit den Regelwerken, die den kommerziellen Kreislauf ästhetischer Werte bestimmen. Die Videoarbeit wirft – zusammen mit dem Briefwechsel mit dem einflussreichen Konzeptkünstler Michael Asher – die Frage auf, ob sich die faktischen Grundbedingungen des Kunstmarkts konzeptuellen, forschungsbasierten Werken dauerhaft entgegenstellen.

Zur Ausstellung erscheint ein Interview mit Silvia Kolbowski von Melanie Ohnemus.