18.4. – 5.6.2003
Hanspeter Hofmann Supercritical Fluids
Vor ein paar Jahren setzte der Glarner Künstler Hanspeter Hofmann (*1960, lebt und arbeitet in Basel) den Ausgangspunkt seiner Malerei in einer Serie von Holzschnitten fest. Diese organischen Strukturgeflechte dienen ihm als formales Grundvokabular, das er zu farbigen Bildwelten weiterentwickelt, indem er sie sortiert, verdichtet, überblendet und kombiniert. Seine Bilder entstehen aus dem spielerischen Umgang mit der von ihm festgelegten Matrix, aus einem Prozess heraus, der Berechnung und Zufall gleichermassen berücksichtigt. Die abstrakten Bildwelten Hanspeter Hofmanns wecken zwar semantisch eine Vielzahl von Assoziationen, entziehen sich aber einer konkreten Benennbarkeit. In der organischen Formstruktur schwingt offensichtlich etwas Naturhaftes mit, was jedoch durch die Verwendung von höchst artifiziellen, oft irisierenden Farben gebrochen wird, denn so Beatrix Ruf (aus dem Katalog zur Ausstellung), «wir trauen der Natur schon lange keine Natürlichkeit mehr zu».
Seit kurzer Zeit benutzt Hanspeter Hofmann in seinen Bildern ein neues Vokabular, das sich nicht auf harmonische Weise in seine bisher bekannten Kompositionen einfügt, sondern die Formgeflechte visuell, materiell und inhaltlich überlagert: Gegenständliche, wenn auch piktogrammatisch stilisierte Formen und Schriftzeichen aus Billigfolien lenken den Blick von der reinen Malerei ab und entführen diesen in den Bereich des ikonischen Zeichens. Es scheint, als ob der Künstler mit einer Portion Selbstironie die Radikalität und Ernsthaftigkeit seiner Malerei, die neben dem Aspekt des Verspielten seine Bilder prägt, durch den Akt des gewaltsamen Zufügens einer plakativen aussermalerischen Ebene in Frage stellen will. Denn die bemalte Leinwand, der bisher die ganze Aufmerksamkeit galt, verliert so ihre Autonomie und wird nunmehr Teil des Gesamtbildes: Sie dient fortan als Hintergrund, als Kulisse für vermeintlich präzise Inhalte, die über Worte vermittelt werden. Auf den zweiten Blick entpuppen sich die benutzten Begriffe als reisserische leere Worthülsen, welche zwar in cleverer Werbemanier die Aufmerksamkeit für sich beanspruchen, dennoch aber keine klar umrissene Botschaft mitzuteilen haben. So changieren denn die Schriftzeichen und «Piktogramme» zwischen inhaltlicher Überdefinition und Beliebigkeit. Es sind sloganartige Zeichen, die jeden Interpretationsansatz seiner früheren Bilder unterminieren.
Für seine Einzelausstellung im Kunsthaus Glarus hat Hanspeter Hofmann nicht nur eine neue Serie von Bildern erschaffen, sondern die Dimensionen seiner Leinwände mit den architektonischen Gegebenheiten der Säle abgestimmt. Es sprengt somit seine üblichen Bildformate und wagt den Schritt hin zu einer installativen Mise en Scène seiner Malerei.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.