14.2. – 8.5.2016
Unruly Relations
Freundschaften sind bestimmt von Mehrdeutigkeit. In der Kunst bilden sie einen sozialen Rahmenaspekt, sind Thema von Kunstwerken selbst, (un)produktives Moment künstlerischer Arbeit und bestimmend für Modelle gemeinschaftlicher Autorschaft. Im Gleichen wie sie mit romantisch verklärten Vorstellungen einer zweckbefreiten Verbindung aufgeladen sind, ist ihnen die Möglichkeit des Scheiterns eingeschrieben: Von Grund auf sind Freundschaften widerspenstig, unkontrollierbar, nicht immer kalkulierbar. Diese grundlegende Ambivalenz ‹freundschaftlicher› Konstellationen bestimmt auch die Relation zwischen Objekten, Materialien und Narrativen, die in einer Gruppenausstellung aufeinandertreffen und im besten Fall in einen Dialog treten. Unruly relations sind eigensinnige soziale Konstellationen, die in den ausgestellten Werken auf ganz unterschiedliche Weise eine Rolle spielen. Die Ausstellung Unruly Relations setzt sich mit der Ambivalenz sozialer Konstrukte auseinander, die auch Teil von künstlerischen Praktiken werden. Freundschaft ist mit romantischen Vorstellungen aufgeladen, vieldiskutiertes soziales Modell der Gegenwart und auch ein ökonomisch wie öffentlich vereinnahmtes Prinzip. Die Ausstellung folgt keiner Theorie der Freundschaft, sondern stellt Fragen: Welche produktiven und unproduktiven Möglichkeiten des Scheiterns und Gelingens bietet die Freundschaft oder allgemeiner soziale Konstellationen und Kommunikation? In welcher Relation stehen diese zur Autorschaft?
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(Veranstaltungen)
Samstag, 13. Februar 2016, 18.00 Uhr
Vernissage Unruly Relations
Performance Selina Grüter & Michèle Graf, Steitsek (Veit Laurent Kurz/Stefan Tcherepnin/Jan Vorisek)
Sonntag, 13. März 2016, 14.00 Uhr
Kunst-Geschichten für Familien und Erwachsene mit Iris Brugger
Was erzählt ein Bild und umgekehrt: Was kann ich über ein Bild erzählen? Ausgehend von Werken aus der Sammlung des Glarner Kunstvereins werden Themen der aktuellen Ausstellung aufgenommen. In einem gemeinsamen Gespräch bringen wir unterschiedliche Sichtweisen und Perspektiven zusammen und denken über die Bedeutung und Geschichten der ausgewählten Werke nach. Auf Wunsch wird ein gemeinsamer Rundgang durch die Ausstellung in das Gespräch integriert.
Der Kunstdialog für Familien und Erwachsene findet einmal pro Ausstellung an einem Sonntagnachmittag von 14 bis 15.30 Uhr statt. Es ist keine Anmeldung notwendig.
Mittwoch, 30. März 2016, 14.00 Uhr
Kunst-Geschichten für Kinder mit Iris Brugger
Welche Freunde wünschst du dir? Tiger und Bär, Petterson und Findus, Mogli und Balu, Ernie und Bert sind bekannte Freundschaftspaare aus Kinderbüchern und –filmen. Wir hören ihren Geschichten zu und denken über eigene Freundschaftsgeschichten nach, wir erforschen die Ausstellung nach verschiedenen Figuren der Freundschaft und gestalten unsere eigenen Wunschfreundinnen und –freunde mit Knete, Collagen und Zeichnung.
Die Veranstaltung richtet sich an Kinder. Es besteht die Möglichkeit, etwas Eigenes zu gestalten; ein Rundgang durch die Ausstellung wird nach Wunsch in das Programm integriert. Die Teilnahme ist gratis.
Freitag, 29. April 2016, 19.00 Uhr
Selina Grüter & Michèle Graf, Cyber and Victory - An Incorporation for 5 Characters and Voice / Ramaya Tegegne, Version #18: Adrian Piper
Selina Grüter & Michèle Graf (*1991 und 1987 in Zürich, leben und arbeiten in Zürich) machen ihre Beziehung und die sich daraus ergebende weitere Gemeinschaft sowohl zum Thema als auch zur materiellen Basis ihrer Arbeit. Ihre das Moment der Aufführung stets mitreflektierende Performance-Praxis basiert auf dem Einbezug von Personen aus ihrem näheren Umfeld und setzt sich mit der Rolle des Individuums innerhalb unterschiedlicher Gemeinschaften und Beziehungen auseinander. Am Freitagabend ist im Kunsthaus Glarus der zweite Teil ihrer für die Ausstellung konzipierten Performance zu sehen. Die von Ramaya Tegegne in subjektiver Weise aufgezeichnete Videodokumentation wird bis zum Ende der Ausstellung als Teil ihrer Installation im Raum zu sehen sein. Cyber and Victory - An Incorporation for 5 Characters and Voice wird performt von Niria Frey, Michèle Graf, Selina Grüter, Daniel Keller und Elena Nyffeler.
Ramaya Tegegne (*1985 in Genf, lebt und arbeitet in Genf) legt mit ihren konzeptuellen, sich oft auf Texte und kunsthistorische Referenzen beziehenden Arbeiten immaterielle Aspekte der Kunstproduktion offen und befasst sich etwa mit der Funktion von Gossip und der Rolle von Freundschaften in künstlerischen Netzwerken. Mit Version #18: Adrian Piper (2016) setzt Ramaya Tegegne ihre Serie von Re-interpretationen von Performances anderer Künstlerinnen und Künstlern fort und bezieht sich auf die Lecture-Dokumentation Shiva Dances with the Art Institute of Chicago (2004) von Adrian Piper. Für Piper ist es grundlegend, gebildete, vielseitige und subtile Meinungen, Diskurse und Analysen zu führen. Sie lädt das Publikum dazu ein, die Komplexität und Einzigartigkeit von Dingen, Personen und Erfahrungen durch körperliche Empfindungen nachzuvollziehen.
Sonntag, 8. Mai 2016, 15.30 Uhr