28.5. – 13.8.2006
Vaclav Pozarek Half Open on the Top
In den skulpturalen Konstruktionen von Vaclav Pozarek (*1940 in Ceske Budejovice, CSSR, lebt und arbeitet in Bern), die von den Bedingungen des benutzen Materials ausgehen und für technische Zufälle offen sind, kreuzen sich Ingenieurskunst und Bricolage. Ausgangspunkt seiner Skulpturen sind meist Grundformen, die an Sockel, Wände, Ecken, Türen, Behälter oder Armaturen erinnern oder sich als Verdoppelungen architektonischer Elemente ausgeben. Sie können montageartig eingebaute Ready-Mades enthalten oder aber in vervielfachter Form erscheinen, so dass sie beinahe für massengefertigte Produkte gehalten werden könnten. Vaclav Pozarek verwendet für seine Arbeiten vorwiegend das, was vorhanden ist und bevorzugt Arbeitsbedingungen, in denen er als Künstler in seinen Möglichkeiten eingeschränkt ist und ihm nur wenig Raum und Material zum Agieren bleibt. Nicht selten verwendet er auch Fundstücke, arbeitet mit Überbleibseln aus früheren Konstruktionen und erarbeitet seine Werke indem er sie untereinander neu kombiniert, reorganisiert oder verwandelt. Er versucht für jede – sich selbst gestellte – Aufgabe die bestmögliche skulpturale Lösung zu finden.
«Mein Thema ist es, innerhalb der Dimensionen des Ateliers so inhaltslos, nicht-figurativ wie möglich zu bleiben (…). Anstelle von Inhalt und Gegenstand versuche ich, strukturale Lösungen zu verfolgen, beispielsweise Eckverbindungen anders zu lösen als bekannt oder zwei angeblich nicht verträgliche Materialien miteinander in Kontakt zu bringen, sie entsprechend zu stimulieren. Ich weigere mich, mir dabei zu grosse Freiheiten zu erlauben. Auch soll das Material nicht selbst zum Inhalt werden, es darf nicht überhand nehmen.» (V. Pozarek im Gespräch mit Dieter Schwarz, Prix Meret Oppenheim, 2006)
Vaclav Pozareks Skulpturen, sind von einer gedanklichen und formalen Präzision, die von seiner grundlegenden Untersuchung der Skulptur als solcher zeugen. Er bewegt sich zwischen der Analyse des historischen Systems Kunst und dem spielerischen Umgang mit Ikonen und Stilen. Was man in seiner Arbeit als Vokabular des Konstruktivismus wie auch der Minimal Art zu erkennen glaubt, zeigt sich bei näherem Hinsehen als subjektive Aneignung mit Irritationen und Brüche. Ganz bewusst entzieht sich der Künstler jeglichen Versuchen ihn festzulegen und hinterfragt die eigene Arbeit permanent, indem er eingeschlagene Wege schnell wieder verlässt und routiniertes Können immer wieder aufgibt. Auch die Vielfalt seiner künstlerischen Ausdrucksmittel erschwert es, den Künstler einzuordnen, denn Pozarek arbeitet immer gleichzeitig auf mehreren Ebenen. Parallel zur Skulptur, die sich in kleinen Objekten, wie auch in architekturähnlichen Installationen manifestieren kann, befasst er sich mit intensiv mit Zeichnung, Collage, wie auch mit Fotografie und betätigt sich als Gestalter von Büchern und Ausstellungsmobiliar.
Für die Ausstellung im Kunsthaus Glarus, die den Titel Oben halb offen trägt, wird Vaclav Pozarek für den Oberlichtsaal im Erdgeschoss neue Arbeiten schaffen, die sich in eine Reihe von Werken einfügt, die von der Form der Kiste ausgehen. Diese Kisten, Kästen, Kojen oder Behälter können offen oder geschlossen sein, können als Einzelskulptur auf dem Boden stehen, an der Wand angebracht oder Teil eines komplexen Systems sein. Es sind einfache aus zweidimensionalen Teilen konstruierte dreidimensionale Körper, welche die Grundelemente des architektonischen Raumes (Boden, Wände, Decke) in sich tragen und somit als ein zwischen Skulptur und Architektur angesiedeltes Objekt verstanden werden können.